Faszination, Engagement und Empathie für die Region – Die Biosphären AG der OBS Borssum
Ein Bericht von Lehrerin Claudia Nützel
Emden liegt unmittelbar am Nationalparkgebiet und gleichzeitig Biosphärenreservat Niedersächsisches Wattenmeer. Dementsprechend war die Gründung einer Biosphären AG an der Schule naheliegend. Die OBS Borssum nimmt so an der Pilotphase der Biosphärenschulen teil. Diese Pilotphase wurde von der Nationalparkverwaltung Niedersächsisches Wattenmeer vom Fachreferat Biosphärenreservat unter Leitung von Jürgen Rahmel initiiert und wird von Leana Frisch unterstützt.

Schon Charles Darwin sagte: „Alles was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand.“ Der Mensch ist Teil der Natur. In einem Biosphärenreservat werden daher Wege gesucht und erforscht wie Mensch und Natur nachhaltig koexistieren können, ohne dass die Artenvielfalt oder das Ökosystem leidet. Dabei sollen soziale, wirtschaftliche und kulturelle Faktoren für ein nachhaltiges Miteinander bestimmt und weiterentwickelt werden. Die Beteiligung und Aufklärung der Schülerinnen und Schüler steht im zentralen Mittelpunkt, denn genau diese werden die Akteure der Zukunft sein.
Momentan sind die Insekten und so vor allem die Problematik des Insektensterbens das erste Projektthema für die Biosphären AG. Hier freuen wir uns vor allem über die tatkräftige Unterstützung des Ökowerks, die sofort zu einer Spende eines bezugsfertigen Wildbienenhotels bereit waren. Das schlüsselfertige Wildbienenhotel des Ökowerks erfreut sich mittlerweile steigender Beliebtheit bei den unterschiedlichsten Wildbienen – und Wespen. Ferner hatte uns die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ein Hummelvolk im Rahmen des „silence oft he bees“ Projekts geliehen. Die Hummeln und Wildbienen beeindrucken die Schülerinnen und Schüler sehr. Die Arbeiten am Hummelnest und Wildbienenhotel bereitet den Kindern Freude und begeisterte sie gleichermaßen. Im Rahmen der Biosphären AG waren die Kinder sofort bereit kleine Forscheraufträge zum Wildbienenhotel des Ökowerks und zu den Hummeln aus dem botanischen Garten der Uni Oldenburg zu erledigen. Den Tieren wurde von den Kindern selbstständig ein Blumenbeet mit nektar- und pollenreichen Blüten angelegt. Die Biosphären AG Mitglieder schreiben zudem eigenständig Protokoll über ihre Aktivitäten und ihre Eindrücke. Bezogene Wohnröhren auszählen, Fotojagd nach Insekten, Hummeln mit Pollenhöschen zählen und herumschwirrende Insektenarten bestimmen, Schädlinge absammeln und vieles mehr. Der Schulalltag wurde durch die quirligen, friedlichen Sechsbeiner wirklich bereichert. Es wurde mitgefühlt, mitgefiebert, mitgebangt. Gleiches gilt jetzt für die neu eingezogenen Wildbienen. Dass wir von all diesen kleinen Tieren auch noch abhängig sind, erstaunte die Schülerinnen und Schüler gleichermaßen.
Aufhänger für die Biologiestunden und das AG Projekt war der Ausspruch Albert Einsteins: „Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben: keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr.“ Die Schülerinnen und Schüler lernten dabei Hummeln und Bienen als wichtige Bestäuber vieler Obst- und Gemüsesorten kennen. Nach und nach erschloss sich den Kindern so die Wahrheit dieses Ausspruchs. Bis zu 80 Prozent der Insekten fehlen gebietsweise in Deutschland bereits. Die Schülerinnen und Schüler wissen aber auch, dass jeder Einzelne zu jeder Zeit etwas für seine Region tun kann. Insektenhotels und Blühstreifen anlegen sind kleine, aber wichtige Beiträge, die einen Unterschied machen und jeder für die quirligen Nützlinge leisten kann.

In der Biosphären AG geht es aber nicht immer um einheimische Tiere und Pflanzen; auch die Kultur und die Geschichte der Heimat und Region soll den Schülerinnen und Schülern nähergebracht werden. Kinder und Jugendliche für die Zukunft stark machen, das heißt auch eigene Wurzeln stärken und erlebbar machen. Ostfriesland bietet viele Themen für eine Biosphären AG: so sind nicht nur das Weltnaturerbe Wattenmeer, sondern auch das immaterielle Weltkulturerbe des Teetrinkens, aber auch das Plattsprechen und der Tourismus mögliche Aufhänger für die nächsten AG Projekte. Die Schülerinnen und Schüler sprudeln schon vor Ideen.